Der Markt für Elektroautos ist ohne Zweifel einer der größten Zukunftsmärkte überhaupt. Während 2020 gerade mal 1,2 % der hierzulande gemeldeten PKWs volleketrisch waren, soll deren Anteil laut statistischem Bundesamt bis 2030 bereits auf knapp 25 % ansteigen. Andere Quellen gehen bis dahin sogar von einem Marktanteil von bis zu 40 % aus. Auch in anderen Ländern wie China, USA oder Frankreich ist mit ähnlichen Entwicklungen zu rechnen. Dieses Wachstum wird natürlich nicht nur normale PKWs, sondern auch LKWs und Transporter betreffen. Gerade im Markt für Elektrotransporter ist großes Wachstum zu erwarten, da diese aktuell noch kaum verbreitet sind.
Im Markt für Elektrofahrzeuge tummeln sich viele Start-ups. Dies liegt daran, dass sich die technologische Plattform von E-Fahrzeugen fundamental von der von normalen Benzin- und Dieselautos unterscheidet. Große und schwerfällige Automobilkonzerne können mit ihren oft festgefahrenen Strukturen und den hauptsächlich auf Verbrenner ausgerichteten Fertigungsstätten nur schwer auf die sich ändernden technologischen Herausforderungen reagieren. Innovative und flexibel agierende Start-ups haben es hier deutlich einfacher. Im folgenden Artikel stellen wir fünf interessante Start-ups für Elektrotransporter vor, die das Potenzial haben, die Branche ordentlich aufzumischen.
Rivian
Zum einen hält der US-Gigant Amazon um die 20 Prozent der Unternehmensanteile an Rivian, was vielen Investoren ein hohes Maß an Sicherheit vermittelt. Daneben ist auch der Automobilkonzern Ford beteiligt. Zum anderen hat Amazon bereits über 100.000 Elektrotransporter, die als Auslieferungsfahrzeuge fungieren sollen, bei Rivian bestellt. Die Auslieferung dieser Fahrzeuge soll etappenweise bis 2030 erfolgen. Amazon redet dabei ein gewichtiges Wort bei der Ausstattung der Transporter mit. Neben vielen verschiedenen Assistenzsystemen für die Fahrsicherheit betrifft dies insbesondere die Integration der Alexa-Sprachsteuerung. Aktuell besteht das Sortiment von Rivian aus einem seit September 2021 bestellbaren Pick-up mit dem Namen R1T; zudem soll in Kürze ein E-SUV mit der Bezeichnung R1S auf den Markt kommen. Mit Amazon im Rücken könnte Rivian vor einer großen Zukunft stehen.
Lordstown Motors
Im März 2021 deckte die Investmentgesellschaft Hindenburg Research auf, dass Lordstown viele seiner geäußerten Versprechen gar nicht einhalten kann. So seien unter anderem eklatante Probleme bei der Fertigung und massive technische Probleme bei Tests verschwiegen sowie gefälschte Zahlen zu den Fahrzeugbestellungen an die Öffentlichkeit gemeldet worden. Es folgten diverse Rücktritte in der Führungsriege, unter anderem verließ der ehemalige Gründer Steve Burns das Unternehmen. Durch eine Kooperation mit dem taiwanesischen Industriekonglomerat Foxconn sollen die Probleme beim Start der Serienproduktion nunmehr der Vergangenheit angehören. Foxconn hat dafür sowohl Investitionen ins ehemalige GM-Werk getätigt als auch Teile von Lordstown Motors übernommen. Der aktuell einzige geplante Elektrotransporter ist ein Pick-up mit dem Namen Endurance. Nach mehrmaliger Verschiebung des Produktionsbeginns ist der aktuell avisierte Startzeitpunkt das 1. Quartal 2022.
Nikola
Daraufhin verlor Nikola zum einen CEO Milton, der sich zurzeit wegen des Verdachts des Anlegerbetrugs in Rechtsstreitigkeiten befindet, und zum anderen GM, die Nikola eigentlich bei der Produktion eines Pick-ups helfen wollten. Nach dieser turbulenten Zeit fungiert aktuell Iveco als Partnerunternehmen. Mitte September konnte Nikola dann auch wieder mit einer positiven Nachricht aufwarten. So wurde mit dem Start der Serienproduktion des Elektro-LKWs Nikola Tre in Ulm begonnen. Der erste Kunde ist übrigens der Hamburger Hafen. Für den Elektrotransporter Badger gibt es nach dem GM-Rückzug noch keinen geplanten Starttermin.
Arrival
Arrival erhofft sich durch dieses Konzept einen Wettbewerbsvorteil gegenüber der Konkurrenz. Das erklärte Ziel der Engländer ist es, preislich mit vergleichbaren Verbrennern mithalten zu können. Die Micro-Fabriken sollen lokal überall dort errichtet werden, wo entsprechende Nachfrage existiert. Als Material kommen günstige Verbundwerkstoffe zum Einsatz, die Schweißarbeiten obsolet werden lassen. Auch Lackierarbeiten entfallen. Das Konzept scheint sowohl bei etablierten Konkurrenten als auch bei potenziellen Kunden Anklang zu finden. So konnten Hyundai als strategischer Partner und UPS als erster Großkunde mit rund 10.000 bestellten Fahrzeugen gewonnen werden. Neben den kastenförmigen Kleintransportern sind auch Busse und PKWs in fortgeschrittener Planung.
EVUM Motors
Das bisher einzige bestellbare Modell von EVUM ist das sogenannte A-Car. Beim A-Car handelt es sich um einen 27 PS starken E-Transporter, der von zwei Motoren betrieben wird und standardmäßig mit einem Allradantrieb ausgestattet ist. Erhältlich ist es in insgesamt vier verschiedenen Ausführungen, was es für vielfältige Einsatzmöglichkeiten prädestiniert. Neben einem Modell mit offener Pritsche bietet EVUM eine Variante mit abdeckbarer Pritsche, eine mit geschlossener Ladefläche sowie einen kippfähigen Transporter. Die Reichweite beträgt immerhin 200 Kilometer, die Maximalgeschwindigkeit 70 km/h. Praktisch: Eine im Fahrzeug integrierte Steckdose sorgt dafür, dass Gerätschaften wie Sägen direkt am Auto angeschlossen werden können, welches dann als Stromquelle dient. Im Gegensatz zu vielen der vorgenannten Konkurrenten läuft die Produktion bei EVUM bereits seit einiger Zeit. Mit der Auslieferung der ersten Modelle wird wohl bald begonnen. Als Partner für den Vertrieb konnte mit der BayWa AG auch schon ein renommierter Partner gewonnen werden.